
Somatisches Yoga – langsam wiegend zur körperlichen Erholung!
Worum geht es bei somatischem Yoga? Welche Vorteile bietet es? Für wen ist es geeignet?
Das Ziel des somatischen Yogas ist psychosomatische Symptome durch gezielte Yoga-Bewegungen zu reduzieren. Im Gegensatz zum klassischen Hatha Yoga steht hier nicht die Ausrichtung, die Yoga-Philosophie, Spiritualität, oder Muskelaufbau im Fokus, sonder stellt einen Heilungs- und Erinnerungsprozess dar, der dem Körper hilft, seinen natürlichen Zustand wiederzuerlangen, bevor Fehlhaltungen, Verspannungen und innere Blockaden entstanden sind.
Neurologische Grundlagen des Somatischen Yoga
Was bedeutet „somatisch“? „Soma“ ist ein altgriechisches Wort, das mit „Körper“ oder „Leib“ übersetzt wird und somit die Biologie und Physiologie des Körpers umfasst. Dazu gehört auch das Nervensystem des Menschen, welches in zwei Kategorien unterteilt wird:
- vegetative Nervensystem
- somatische Nervensystem
Was ist Somatisches Yoga genau?
Somatisches Yoga, also „leibliches Yoga“, lehrt, wie körperliche Verspannungen und deren potenzielle organische Folgebeschwerden durch mehrere Minuten lang wiederholte, sanfte Schaukelbewegungen gelöst werden können. Es zielt darauf ab, das somatische Nervensystem durch diese Bewegungen und ihre bewusste Wahrnehmung neu zu justieren, um vorhandene Blockaden und Traumata des Körpers zu lösen. Dies gelingt, weil das somatische Nervensystem sich an den ursprünglichen, heilen Urzustand des Körpers erinnert und sich vom Zustand einer Blockade instinktiv befreien möchte.
Auch das Thema Abnehmen hat hier einen guten Ansatzpunkt. Menschen, die sich im Dauerstress befinden, haben hohe Mengen an Stresshormonen im Blut. Diese Hormone hemmen die Fettverbrennung, da sie dafür sorgen, dass alle Ressourcen des Körpersystems für die aktuelle Stresssituation bereitstehen. Bei Menschen, die unter Dauerstress stehen, kann es daher trotz geringer Nahrungsaufnahme und viel Bewegung schwer sein, abzunehmen. Somatisches Yoga kann solchen Personen helfen, ihr Nervensystem zu regulieren und dadurch erfolgreich ihr Übergewicht abzubauen.
Beispiele für somatische Yoga-Übungen
- Einfaches Schaukeln: Im Sitzen oder Liegen den Körper sanft hin und her wiegen. Diese Bewegung hilft, das Nervensystem zu beruhigen und Spannungen zu lösen.
- Sanfte Dehnungen im Liegen: Langsame, bewusste Dehnungen in Rückenlage, die den gesamten Körper einbeziehen. Diese Bewegungen fördern die Flexibilität und entspannen die Muskulatur.
- Atemübungen: Tiefe, bewusste Atemzüge, die den Atemfluss regulieren und den Geist zur Ruhe bringen. Der Fokus liegt auf der Verbindung von Atem und Bewegung.
Für wen ist somatisches Yoga geeignet?
- Menschen, die trotz eines gesunden Lebensstils Schwierigkeiten haben ihr Übergewicht abzubauenResümee: Entspannen, sein, heilen
- Bewegungs- und Yoga-Anfänger:innen
- Menschen mit einer anderen intensiven körperlichen Praxis, die weicher und beweglicher werden wollen
- Menschen mit einem (dauerhaft) hohen Stresslevel
- Yoga-Praktizierende, die ihre Asanas auf schaukelnde Art genießen möchten
- Menschen, die ihren Körper innerlich als lebendig wahrnehmen wollen
- Leute, die nicht gerne stillsitzen oder stillliegen oder generell nervös sind
- Personen, die unter Einschlafstörungen und/oder Morgensteifheit leiden
Woher kommt Somatisches Yoga?
Somatisches Yoga wird manchmal als „Yoga von Innen nach Außen“ bezeichnet. Dieser Ansatz entstammt der Psychosomatik, einem anerkannten Teilgebiet der Medizin.
Somatisches Yoga reiht sich in die fließenden Yogastile ein, die nicht wie klassisches Hatha Yoga statisch praktiziert werden. Es stellt eine Synergie aus fließender Yoga-Praxis, Atemlehre (Pranayama) sowie der Psychosomatik-Lehre dar damals revolutionär. Die Psychosomatik ist eine ganzheitliche Behandlungsmethode, die das gegenseitige Beeinflussen von Psyche und Soma als Grundlage sieht.
Die meisten Lebewesen kommen mit einem gesunden Körper auf die Welt. Das menschliche Nervensystem hat die Fähigkeit, sich an diesen Urzustand zu erinnern. Veränderungen durch eine sitzende Lebensweise, Leistungsdruck oder emotionalen Stress sind daher umkehrbar, wenn wir lernen den Körper zu verstehen und seine Leiden ernst nehmen. Hinter jedem Symptom verstecken sich oft kleinere und größere Traumata. Bei Yoga mit therapeutischem Kontext erfolgt die Anamnese unter Integration von Soma und Psyche um ein Heilungskonzept zu entwickeln.

Wie übe ich Somatisches Yoga?
Somatisches Yoga legt den Fokus während der Praxis auf drei „innen“ liegenden Komponenten:
- Eigenwahrnehmung der Organ-, Muskel- und Gelenktätigkeiten
- Propriozeption: Wahrnehmung von Körperlage und Bewegung im Raum
- Zeit-Entschleunigung: Wahrnehmung der Veränderung des Körpers über einen Zeitraum von mehreren Minuten
Durch die fließende, fast eintönige Bewegung des Körpers ist der Kopf einerseits ganz aufmerksam und doch auch in einer Art Trance, also im Alpha-Zustand des Gehirns. Die Praxis wird zu einer Meditation in sanfter Bewegung. Du fühlst intuitiv aus dem Inneren heraus, was jetzt für den Körper und wie lange richtig ist. Du bist im somatischen Sein. Körper, Geist und Seele können sich harmonisieren und tief und nachhaltig erholen.
Die Länge der Übungsdauer ist essentiell, da sich die gewünschten Wirkungen erst nach gewisser Zeit einstellt und durch regelmäßige Wiederholungen verstärkt werden. Hier gibt es Parallelen zu Yin Yoga, das anfangs langwierig erscheinen mag, doch mit zunehmender Übung wird es angenehmer und effektiver und zu einer wahren Wohltat. Wir können unser Nervensystem dafür nutzen, uns zu heilen und neu zu programmieren.
Kurz: Somatisches Yoga ist wie in einer Wiege geschaukelt zu werden und sich ganz so zu fühlen, wie wir einst waren, als wir auf die Welt kamen – ein wunderschöner, heilsamer Zustand.
Da wir uns die ganze Stunde im Ruhemodus befinden, ist es sehr wohltuend sich ausreichend mit warmer Kleidung und Hilfsmitteln auszustatten, die ein entspanntes „in die Position sinken“ zulässt. Vor allem dicke Socken, Pulli und Decke ist meist sehr hilfreich.
Nimm dir Zeit, sowohl körperlich und mental zu entspannen zu können.

Beispielübung
Z-Sitz – für einen verspannten Beckenraum
Wirkung: Lockerung der Hüftgelenke, des Ileosakral-Bereichs sowie Dehnung der Po- und Oberschenkelmuskeln.
Kamelritt und Sufi-Kreise – gegen einen verspannten Rücken
Wirkung: Bewegliche Wirbelsäule in allen Abschnitten, Schultergürtel-Entspannung, mentale und emotionale Gelassenheit.